HomeAktuellVorschauRückblickBildergalerieImpressumPresseLinksSabine Uhdris im Lo StudioImpressum

Facebook

IRINA KRAUSE - In der Welt zuhause
Irina Krause eröffnet das Spiel.

Der Reiz des Spielerischen, der Zufall und die Unvorhersehbarkeit eines Spielverlaufes, die Dynamik, der Kitzel sowie die Neugier – diese und noch viele weitere dem Spiel inhärenten Sinngehalte finden sich in ihren Bildern. Irina Krause, wuchs in Russland auf. Bereits in ihrer Jugend genoss sie eine Ausbildung in Bildender und Darstellender Kunst sowie eine klassische Musiklehre. Sie verbrachte ihre Jugend in Moskau, am Puls der Zeit, dem Ort, an dem sowohl die erste als auch die zweite russische Avantgarde-Szene unter dem Radar des sowjetischen Regimes eine ungeahnte Kreativität hervorbrachte. Irina Krause studierte an der Stroganov Universität für Angewandte Kunst, einer der renommiertesten Kunsthochschulen für Design und Grafik. In begleitenden Seminaren bei Alexander Lavrentiev – dem Enkel des berühmtesten Vertreters der russischen Avantgarde, Alexander Rodtschenko – wurde sie eingeweiht in die Moskauer Konzeptschule und deren Praxis des experimentellen Denkens. Es war die bewegende Zeit der russischen Nonkonformisten. Die nonkonformistische Kunst unter der kommunistischen Regierung hatte eine Diskussion über Existenzfragen, politische Verantwortung und verschlüsselte Kommunikationsstrategien zur Folge, die den westlichen allzu sehr auf «Spaß» und Formspielerei fixierten Kunstdiskurs vehement herausforderte und ihm rauschendes Lebenselixier zuführte. Das Leben in der Sowjetunion wurde durch die Moskauer Konzeptschule in einer einzigartigen visuellen Sprache beschrieben, und die Künstlergruppe war ein eigenständiges und sich selbst entwickelndes System, ganz und gar unabhängig vom Kunstmarkt.

Diese sogenannte „Zweite Russische Avantgarde“ sehnte sich nach dem kulturellen Austausch zwischen Ost und West, auch aus jenem Grund kam Irina Krause 1982 nach Deutschland. Für sie wurde es durch unzählige Studienreisen und Gestaltungsaufträge möglich, die westliche Kunst der Moderne in all ihren Facetten kennenzulernen und zu praktizieren. Sie erhielt folgend einen Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main in der Fachrichtung „Figuratives Zeichnen“ bei Professor Manfred Stumpf. In den Jahren 2000-2001 folgten Reisen nach New York, begleitet von einem Kolleg der Künstler Komar & Melamid, mit einem anschließenden Atelieraufenthalt im Künstler-Residenzprogramm der Hessischen Kulturstiftung.

In ihrer Ausstellungsvita sind neben den zahlreichen Gruppenausstellungen besonders die Ausstellungen „Das magische Quadrat“ im Museum Hanau Schloss Philippsruhe, die Sonderausstellung auf der belgischen Kunstmesse LINEART, sowie „Prägende Erlebnisse“ im Ikonenmuseum Frankfurt zu nennen.  Auch in den USA zeigte Irina Krause Werkschauen, die über das Goethe Institut gefördert wurden. Die Künstlerin hat einen bewundernswürdigen Werdegang vorzuzeigen, und all ihre internationalen Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse spielen in ihr OEuvre hinein.

Irina Krause spielt. Mit ihren Gedanken, mit den Materialien, mit den Betrachtern. Die Spieldimension der modernen Kunst gibt ihr das Feld frei. Schon der Begriff „Illusion“ ist etymologisch vom Spielerischen bestimmt, „illudere“ wurzelt im Latein, es ist das Verb für „sein Spiel treiben“. Spielen bedeutet hier auch, sich für eine bestimmte Zeit dem Fiktionsraum der Kunst zu überlassen, ohne allerdings das Bewusstsein gegenüber der Fiktionalität zu verlieren. Genau dieses Wechselspiel von Illusionserzeugung und Desillusionierung macht den Reiz von Irina Krauses Bildern aus. Sie sind Gedankenspiele, die sich so ereignet haben könnten, oder noch werden. Konstellation aus sozialer Empfindung, Sehnsüchten, Begehren, Momente der soziologischen In- sowie Exklusion. Ihre Bilder zeigen Menschen, vornehmlich Frauen, deren Erscheinung sie aus popkulturellen Magazinen und Modeblogs ableitet. Für sie ist der Mensch der „homo ludens“, der das Spiel als den Ursprung aller sozialen Bindungen kategorisiert. Nach dem niederländischen Philosophen Johan Huizinga liegt im Spiel der Ursprung der Kultur und aller Relationen. Doch die hier in Öl gefassten Gedankenspiele der Künstlerin werden nicht nur Illusion, sondern auch Narration. Irina Krause erzählt Geschichten in einem Versteck-, Strategie-, oder gar Glücksspiel. Ihre Techniken reichen von feinen Graphit- und Aquarell-Illustrationen, experimentellen Ölmalereien auf Leinwand bis hin zu bemalten Keramikarbeiten der frühen 90er Jahre.
Ihre Ölmalerei in verschiedenen Formaten zeigt  herausragende Merkmal: Sie sind überzogen mit einer zweiten Ebene, Schleiern und Sprenkeln einer entfremdenden Substanz. Irina Krause experimentiert hier mit Farb- und Materialeigenschaften. Der Prozess der Werksherstellung bekommt ebenfalls etwas spielerisches, indem sie den Leinwänden nach der eigentlichen Vollendung der Malerei noch eine weitere Fläche hinzufügt.

In früheren Werken von Irina Krause steht nicht das Spiel mit den Herstellungsstoffen im Vordergrund, sondern viel mehr das Spiel mit den Gedanken, die sich noch immer um die Ost-West-Beziehungen drehen.

Wieder spielerisch kopierte sie mit einem leichten Augenzwinkern die großen Klassiker von Velazquez bis Tizian und Vermeer und verfremdete diese mit subtilen Raffinessen, wie beispielsweise technischen Zeichnungen. Sie liebt es mit den kunsthistorischen Verweisen und der Verwertung der klassischen Motive zu spielen.

Sabine-Lydia Schmidt, Dipl.-Designerin/Autorin

 

zurück