Klaus Schneider, Frankfurt (Deutschland)
BIOGRAFIE
1951 |
geboren in Düdelsheim (Büdingen) |
1966 – 75 |
Lehre und Tätigkeit als Bauzeichner |
1973 – 76 |
Abitur am Abendgymnasium Frankfurt am Main |
STUDIUM
1976 – 83 |
Germanistik, Philosophie, Geschichte und Kunstpädagogik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main |
1985 - 87 |
Radierung, Malerei, Zeichnung und Wandmalerei an der |
STIPENDIEN
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Verlagsförderung durch Stiftung Kunstfond Bonn für das Fotoessay |
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“SHANGRI-LA. Das Museum hinter der Brücke”, modo-Verlag Freiburg |
2000 |
Reisestipendium Artists in Residence Wallis/Schweiz |
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1. Preisträger im Kunstpreis Eisenturm 2000 Mainz |
1997 |
Oslo-Stipendium der ALDEGREVER- Gesellschaft |
1995 |
Arbeitsstipendium des Arbeitskreis Stadtzeichner Alsfeld |
1990 |
Dreimonatiges Arbeitsstipendium der Stadt Salzburg, Künstlerhaus Salzburg |
LEHRTÄTIGKEITEN
HOCHSCHULEN
2017 – 19 |
Lehraufträge für Malerei an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M |
2016 – 17 |
Professur (Vertretung) für Malerei an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M |
2005 – 06 |
Gastprofessur für Kunst am Institut für Kunstpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen |
2004 – 05 |
Lehraufträge an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Bereich Zeichnung und an der J.W.Goethe-Universität Frankfurt im Bereich Neue Medien |
2002 – 03 |
Professur (Vertretung) für den Bereich Zeichnung und Grafik am Institut für
Kunstpädagogik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main |
FREIE KUNSTSCHULEN
1991 – 99 |
Gründung und Leitung der Atelier-Kunst-Schule AKUSCH Frankfurt Konzeption eines Curriculums zur Grundausbildung in Zeichnung und Malerei |
1989 – 92 |
Dozent für Druckgrafik an der Wiesbadener freien Kunstschule |
1989 |
Konzeption und Leitung des Seminars Selbst – Spurensicherung beim Berufsverband Bildender Künstler Frankfurt am Main |
1985 – 94 |
Leitung der Druckwerkstatt beim Berufsverband Bildender Künstler Frankfurt am Main Schwerpunkt Radierung, Hochdruck und experimentelle Techniken |
1988 |
Assistent in der Klasse Radierung an der SoAk Salzburg |
KURATORIEN
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Konzeption und Kuratorium des Projektes Blindheit des Sehens im DialogMuseum Frankfurt |
2000 |
und Frankfurter Kunstblock und in der Städtischen Galerie in der Trinkkuranlage Bad Nauheim |
1994 |
Gründung der Gruppe Nahtstellen (Sprache – Bild) |
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Ausstellungen im KV Seligenstadt,
Künstlerhaus |
1992 |
Konzeption und Organisation des |
1991 |
Organisation und Durchführung der Austausch- |
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Frankfurter Künstler (K) |
1990 |
Konzeption, Mitbegründung und Leitung der Galerie der Künstler, Frankfurt am Main |
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Kurator, Laudator, Gestaltung CI und Kataloge |
KÜNSTLERISCHE KONZEPTION
In meiner Arbeit geht es um die Kommunikationsfähigkeit von Wort und Bild, aber auch um ihre grundlegenden Gemeinsamkeiten und Differenzen: Bilder sind nicht die besseren Worte, Worte nicht realistischer als Bilder. Übersetzungen von einem Medium ins andere sind schwierig und verlaufen zumeißt nicht ohne Sinnverlust. Meine Sprachbilder untersuchen das komplexe Verhält- nis von Wahrnehmung und Kommunikation, von Schrift und Sprache, von Farbe und Licht, von Malerei und Fotografie.
Die Sprache erscheint mir als ein System, das die subjektive Qualität einer spezifischen Erfahrung der Wahrnehmung vernachlässigt zugunsten der allgemeineren, konventionalen Bedeutung der Worte und Begriffe. Und ebenso scheint auch das konkrete Bild, auch das der Fotografie, einen bestimmten Gegenstand oder ein Erlebnis unmittelbar und endgültig nicht wirklich transportie- ren zu können. Ich versuche diesen Gedanken zu verdeutlichen, indem ich in meinen Arbeiten die Rezeptionsgewohnheiten des Betrachters mit den Gesetzmäßigkeiten des Mediums konfron- tiere über welches Kommunikations stattfindet.
Malerei, Fotografie, Zeichnung und Schrift definieren auf unterschiedlichen Raumebenen das Bild. Die Farbe bzw. die Fotografie befindet sich z. B. jeweils hinter, nicht auf der Bild-Fläche, während vor dieser Hinterglas-Malerei der in Brailleschrift kodierte Text, also das Medium der Sprache, zu schweben scheint. Verbunden werden Text und Bild durch den transparenten, realen Zwischenraum der 5–6 mm dicken Glasfläche. Diese öffnet zugleich einen imaginären Raum, in dem die Differenz zwischen Sprachlichem und Nicht-Sprachlichem aufgehoben und geborgen scheint. Sprache und Bild, Ratio und Emotion beleuchten sich im Getrenntsein wechselseitig, ohne sich wirklich zu berühren auch wenn sie simultan in Erscheinung treten.
In der Werkgruppe „text“ jongliere ich nicht nur mit den Grundelementen der Malerei Punkt, Linie, Fläche und Farbe. Auch die Vorstellung, die Sprache der poetischen Abstraktion mit Bedeu- tung und Identität aufzuladen, spielt hier eine große Rolle. Allerdings handelt es sich eher um die Bedeutung des Fragens und Infragestellens und weniger um „Fest-stellungen“. Hinter der spie- lerischen Ober- und Unterfläche verbirgt sich eine Anmutung, als würden Worte heftig ineinan- der verschlungen und verknotet schweigend gesungen. Die Andeutung der Blindenschrift, die hier ausschließlich malerisch als Farbkreise und nicht mehr haptisch erfahrbar gezeigt werden, machen den Sehenden auf die potenzielle Möglichkeit des Nichtsehens aufmerksam, um gleich- sam das Sehen zu verstärken.
In der Hinterglas-Malerei – auch Fotografie ist für mich eher eine Malerei mit anderen Mitteln und weniger eine Dokumentation der Wirklichkeit – geht es um den Kontrast zwischen Ratio- nalität (repräsentiert durch Text) und semantischer Offenheit (vergegenständlicht in der nicht- figurativen Malerei).
In den Fotografien hingegen stelle ich die absolute Zuverlässigkeit der Wahrnehmung von Realität durch Sprache und Bild in Frage. Dabei dient sie als Material, um die Grenzen visueller Erfahrung sichtbar zu machen. Die mit mehr oder weniger deutlicherer Unschärfe versehene Fotografie zeigt genau das, was genauer nicht gesagt werden kann. Der Umgang mit fotogra- fischen Techniken entspringt einem kritischen Impuls, das Resultat ist kein Selbstzweck, sondern das Mittel zur ästhetischen Artikulation nichtfotografischer (weil Wahrnehmungs- und Sprach- philosophischer) Interessen.
Die Titel der Arbeiten, die immer als Blindenschrift-Texte auf den Bildträgern erscheinen, thema- tisieren die Frage nach Möglichkeiten von Erkenntnis angesichts visueller (und virtueller) Wirklich- keiten. Während der Blinde die Texte – wegen ihrer Übergröße oder rein grafischer Darstellung – nicht lesen kann, bemerkt der Sehende die potenzielle Möglichkeit seiner Blindheit. Mit dem System der Bildenschrift sagen die Bilder mehr als der Betrachter sieht. Farben und Worte sind abstrakte und verallgemeinernde Zeichen einer nicht mehr abbildhaften Dingwelt.
Seit 2010 beschäftige ich mich in der Werkgrupp HAIKU mit dem Ansatz eines “Gesamtkunst- werkes”, in dem ich Wort (Gedicht), Bild (Malerei, Zeichnung, Objekt), Klang (eigene Komposi- tion) und Raum (Architekturkonzept) aufeinander bezogen realisiere.
Weiterführende PDFs:
Einzelausstellungen (Auszug)
Werke in öffentlichen Sammlungen/Kunst am Bau